Aus Gnaden

 

Aus Gnaden soll ich selig werden!
Herz, glaubst du´s, oder glaubst du´s nicht?
Was willst du dich so blöd´ gebärden?
Ist´s Wahrheit, was die Schrift verspricht,
So muss auch dieses Wahrheit sein:
Aus Gnaden ist der Himmel dein.

Aus Gnaden! Hier gilt kein Verdienen,
Die eignen Werke fallen hin;
Gott, der aus Lieb´ im Fleisch erschienen,
Bringt uns den seligen Gewinn,
Dass uns sein Tod das Heil gebracht
Und uns aus Gnaden selig macht.

Aus Gnaden! Merk dies Wort: Aus Gnaden.
Sooft dich deine Sünde plagt,
Sooft dir will der Satan schaden,
Sooft dich dein Gewissen nagt.
Was die Vernunft nicht fassen kann,
Das beut dir Gott aus Gnaden an.

Aus Gnaden kam sein Sohn auf Erden
Und übernahm die Sündenlast.
Was nötigt´ ihn, dein Freund zu werden?
Sag´s, wo du was zu rühmen hast!
War´s nicht, dass er dein Bestes wollt´
Und dir aus Gnaden helfen sollt´?

Aus Gnaden! Dieser Grund wird bleiben,
Solange Gott wahrhaftig heißt.
Was alle Knechte Jesu schreiben,
Was Gott in seinem Wort anpreist,
Worauf all unser Glaube ruht,
ist Gnade durch des Lammes Blut.

Aus Gnaden! Hierauf will ich sterben.
Ich fühle nichts, doch mir ist wohl;
Ich kenn´ mein sündliches Verderben,
Doch auch den, der mich heilen soll.
Mein Geist ist froh, die Seele lacht,
Weil mich die Gnade selig macht.


(Lied ' Aus Gnaden soll ich selig werden! ', Christian Ludwig Scheidt 1742 )