Hoffnung

eine bekannte Geschichte - neu aufgelegt

 

Im Garten war ein alter Mann

frühmorgens mit viel Mühe dran

den schweren Boden zu besehen,

um ihn danach gleich umzudrehen.

 

Ein gestylter Twen aus Nachbars Haus

kam gelangweilt zu ihm raus.

Weil nächtens sich die Freunde trafen

hatte er recht lang geschlafen.

 

Der setzte sich in guter Ruh

und sah dem Alten lange zu

und fragte dann ob's nötig wär,

dass er hier schuftete so schwer.

 

Den Tag könne man ruhig angehen,

auch die Schönheit der Natur besehen

doch nie durch Arbeit so beizeiten,

den Langschläfern den Tag verleiten.

 

Der Alte strahlt - man hört ihn kaum:

„Ich pflanze hier jetzt einen Baum.

Der spendet Schatten vor der Sonne

und schenkt auch Äpfel – welche Wonne.“

 

Da lacht der Bursche lauthals los

und ruft: „Das finde ich ja groß.

Bevor der Baum dir Schatten spendet

ist dein Leben hier beendet.“

 

Der Greis in guter Ruhe sagt:

„Ich hab mich nicht umsonst geplagt,

denn Schutz vor heißem Sonnenschein

sucht gerne auch mein Töchterlein.

 

Die Zeit der Ernte ist zwar fern,

doch die Enkel mögen Äpfel gern.

Sie werden sich einst dankbar freuen.

Mir soll die Mühe nicht gereuen.“

 

Der junge Mann sich leis entfernt,

denn er hat die Lektion gelernt:

Wenn wir uns heute fleißig regen

reifen Früchte, schenkt Gott Segen!

 

© Martin Volpert, 2001

 

 

 

 

 

Am Abend ziehe deine Hand nicht ab, denn du weißt nicht,

welches gedeihen wird, ob dieses oder jenes, oder ob

beides zugleich gut werden wird.
Prediger 11,6


Dieser Tag ist ein Tag guter Botschaft; schweigen wir

aber und warten, bis der Morgen hell wird, so wird uns

Schuld treffen.

2.Kön 7,9.